Monat: Oktober 2013

Goth Challenge – Ist Gothic ein Lifestyle für dich?

challenge-iconUnter Lifestyle versteht man gemäß Duden folgendes: „Lebensstil; [moderne] charakteristische Art und Weise, das Leben zu gestalten“.
Ich finde den Begriff aber eigentlich ziemlich doof.
Da gibt es ganze Doktorarbeiten zum Thema Lifestyle-Sujets und dem ganzen Gedöns, was wahnsinnig psychologisch beleuchtet und tiefgründig geschildert wird.
Für mich ist die Sache ganz einfach: Ich liebe die verschiedensten musikalischen Bereiche dessen, was man so als „schwarze Szene“ bezeichnet, weil ich mich darin wohl fühle. Ich trage schwarze Kleidung, weil ich mich darin wohl fühle – völlig belanglos, ob die Marke nun eine „Szene-Marke“ ist oder von H&M. Schwarz sagt mir zu, ich fühle mich darin komplett. Ich mag Fledermäuse und diese typischen Horror-Elemente, ich liebe Klischees, auch wenn meine Wohnung nicht so aussieht. Ich besitze keinen Sarg, in einem Bett schläft es sich doch gemütlicher. Ich trenne dazwischen, denn meine Meinung ist: Das einzige schwarze, was in meiner Bude ist, bin ich selbst, aber dafür 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, das ganze Jahr über – außer in der Badewanne.

Gothic ist für mich in erster Linie das Düstere, Melancholische, was wir aus Literatur und Film kennen. Es ist das Schattenhafte, das uns hinter unserem Rücken auflauert und uns unbemerkt beobachtet, aber nicht zwingend etwas bösartiges will. Im Gegenteil. Für mich ist das finstere, unheimliche Wesen eigentlich eher das unverstandene, von der Mehrheit der Gesellschaft abgelehnte Andersartige. Ich nehme oft gern die Figur des Dracula aus Bram Stokers berühmten Roman als Beispiel. Diese Gestalt wird von allen gefürchtet, als blutsaugende Kreatur und Untoter gesehen, obwohl er doch eigentlich nur das Opfer einer tragischen Liebesgeschichte ist, die auf einer Verschwörung der vermeintlich „Guten“ basiert. Die Dogmatische Ansichten der Kirche haben ihn sofort als Teufelsausgeburt gebrandmarkt, weil er sich gegen seine ehemalige „Arbeitgeberin“, die Kirche, stellt.

Man trage Schwarz aus Trauer über die „Dummheit“ der Gesellschaft, könnte man als einen Grund nennen, oder ganz banal: Man möchte einfach nicht mit der unbeweglichen, unkreativen Masse treiben, die einem wie ein Kaugummi, der sich im Hals  verklebt, vorkommt. Seelenlos, untot. Ja, bunt und schön von außen, aber faul und modrig von innen. In der Tat fühle ich mich in meiner schwarzen Welt viel „farbenfroher“ und wohler, als ich es in der „Normalo“-Welt bisher je getan habe. Außenstehende können das schlecht beurteilen. Für sie ist die Farbe Schwarz per se ein Zeichen von Unbehaglichkeit, Distanz, Trauer, Melancholie usw. – was durchaus auch korrekt ist, aber eben nicht allein das Negative, sondern – zumindest für mich – auch das Positive. Aber das werden solche Leute nie begreifen können und ich bin es leid, es ihnen auch immer wieder erklären zu wollen, denn sie verstehen doch nur das, was sie selbst verstehen wollen. Das Thema Kirche und Religion ist ebenfalls ein sehr ärgerliches, denn ich persönlich lasse jedem das seine, aber kann es nicht akzeptieren, das irgendwer bevormundet wird oder sich selbst als das Non Plus Ultra aufspielt. Nebenbei gesagt hat für mich die Kirche auch mit dem Glauben an sich so viel zu tun wie Bischof Tebartz-van Elst mit Silke Bischoff.

Aber es gibt noch viele weitere Themen, über die man sich aufregen kann, das Gute ist: Diese Vielfalt wird niemals ausgehen und darum wird es auch keinen Grund geben, seine schwarze Klamotte abzulegen 🙂

Amen.

Goth Challenge – Schlimmste und beste Erfahrung mit „Nicht“-Goths

challenge-iconMeine schlimmste Erfahrung mit „Nicht“-Goths… gute Frage. Ich muss gestehen, dass ich bisher eher selten schlechte Erfahrungen gemacht habe, wieso, weiß ich nicht. Vielleicht liegt das daran, dass ich eher diplomatisch bin, mich geschickt vor Konflikten drücke. In der Tat habe ich festgestellt, dass es durchaus möglich ist, mit unalkoholisierten und nicht unter Drogen stehenden Menschen vernünftig zu sprechen – was auf eigentlich alle Menschen zutrifft. Da ist es dann auch völlig wurscht, ob es sich um Nachbar Mustermann von schräg gegenüber oder um Dark-Bloody Cradlemoon von Friedhof Düsterstadt Reihe 666 handelt. So gesehen fällt mir spontan auch kein besonderes positives oder negatives Ereignis ein, das mir großartig im Kopf hängen geblieben ist – ah doch: Einmal saß ich nachts mit einer anderen schwarz gewandten Gestalt in der Straßenbahn, als wir von laut krakelenden Männern mit KSC-Schals bzw. Trikots angelabert wurden, die offensichtlich nicht ganz Herr ihrer Sinne waren. Noch dazu: Sie waren dem Aussehen zu urteilen Herren mittleren Alters, aber auf dem geistigen Stand von Post-Pubertierenden. Jedenfalls klebt mir dieser eine Satz noch im Kopf, den ich ein wenig unelegant finde: „Hey, fickt euch doch, ihr schwulen Emo-Nazi-Punkers“.

Das war ein eher unschönes Erlebnis. Die schönen Erlebnisse finden relativ oft statt, bleiben mir aber nicht so einprägend im Kopf hängen. Das bedeutet, dass man mit seiner Wortwahl bedacht umgehen sollte und vielleicht nicht unbedingt immer das sagen sollte, was einem wie Kotze durch den Hals rutscht. Es könnte einem auch einige Unannehmlichkeiten ersparen. Zum Beispiel, das MEINE Erfahrungen mit KSC-Fans nicht immer bestätigt werden.

Goth Challenge – Welche Art von Musik magst du nicht?

challenge-iconGanz plakativ sage ich: Hip Hop, Hardstyle und diesen ganzen Hipster-Kram wie gesellschaftlich angepasster Gutmenschen-Indie-Rock im Holzfällerhemd, den man überall und allerorts um die Ohren gepfeffert bekommt. Dabei können die dazugehörigen Hörer ja ganz lieb und total sympathisch sein – die Mukke ist einfach nicht meins.
Auch, wenn immer wieder darauf hingewiesen wird, dass dieser oder jener Künstler ja in Wirklichkeit gar nichts „Hip Hop“ zu tun hat, sondern nur ein Kommerzprodukt, wie wir das ja auch in unserem eigenen Szenegefüge kennen, siehe: Unheimlig…
Da bin ich total unfair und böse, aber ich gebe mir nicht die Mühe, in eine Musikrichtung reinzuhorchen, die mich schon von außen nicht fesselt. Anders gesagt: Ich habe kein Problem mit „Hoppern“. Sie sind mir einfach vollkommen egal.

Goth Challenge – Zehn schwarze Bands, die ich mag

challenge-iconFolgende zehn Bands habe ich mir mal herausgepickt, die ich sehr, sehr gerne höre. Die Reihenfolge spielt dabei allerdings keine besondere Rolle, je nach Lust und Laune höre ich mal eher diesen oder jenen Künstler. Natürlich höre ich auch viele weitere Bands, aber ich versuche mich streng an den Fragenkatalog zu halten 🙂

01. The Cure
02. Siouxsie & The Banshees
03. ASP
04. Fliehende Stürme
05. The Sisters Of Mercy
06. Wolfsheim
07. Depeche Mode
08. Joy Division
09. Dead Can Dance
10. Mono Inc.

Goth Challenge – Goth-Bands aus deiner Region?

challenge-iconKarlsruhe ist im schwarzen Bereich eigentlich eher eine musikalische Provinz im Vergleich zum Ruhrgebiet, der Hochburg der schwarzen Szene. Es gibt sehr viele Indie- und Metal-Projekte, aber „Gothic“ ist etwas sehr rares. Allerdings haben auch wir Badner so ein paar musikalische Leckerbissen parat.

Da wären zum einen Mal natürlich Umbra et Imago, die es seit 1991 gibt und denen man auch den ein oder anderen Düsterclub verdankt. Das heutige Culteum bzw. Kulturruine geht ganz klar auf die Band zurück, die anfangs sehr Synthie-Wave beeinflusst, dann eher in gotisch-metallische Gefilde gedriftet ist.

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Einige namenhafte Künstler und Bands wie Peter Heppner, ASP, Tanzwut oder Goethes Erben waren im Kreise Umbras zu Gast und die Kulturruine war ein Forum für die schwarze Szene im Allgemeinen.

Man kann von der Band selbst halten, was man möchte, aber sie hat nicht zuletzt einen sehr großen kulturellen Beitrag zur süddeutschen Szene geleistet.

Weitere Bands aus der Region Karlsruhe sind Diorama (Electro Pop), Shy Guy At The Show (New Wave u. Post Punk) Burntime (Electro Wave) und Arcane Rain (Gothic Metal).

Goth Challenge – Bilder von mir, als ich noch in „Kinder-Pikes“ steckte

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Fotos aus seiner „Anfangszeit“ als Schwarzkittel zu veröffentlichen, hat immer etwas peinliches an sich. Ehrlich gesagt finde ich nur sehr wenige Bilder aus dieser Zeit, wieso auch immer. Nicht, dass ich mich vor Kameras drücken würde, aber irgendwie sind ganz einfach viele Fotos verschollen. Vielleicht tauchen sie aber auch eines Tages wieder auf um mich ein wenig an der Nase herum zu führen. Hier sind einige mehr oder weniger alte, dafür aber sicher skurrile Abbildungen von mir zu sehen 🙂

Offenbar hatte ich eine Vorliebe für Zylinder 😀

Goth Challenge – Oder: Eine Autobiographie des Grauens

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Von gruftigen Blogs wie Spontis oder Schillernde Nacht sind mir sogenannte „Gothic-Fridays“ bzw. „Goth Challenges“ bekannt, bei denen man sich nach dem einfachen Prinzip gewisse Tage heraussucht, an denen man über bestimmte Themen philosophiert und sie dann niederschreibt. Diese Themen beinhalten, wie es der Name schon verrät, „schwarze“ und überaus morbide Gedankengänge. Naja, sofern man selbst dies darin sehen möchte 🙂
Also eigentlich schreibt der Gruftie oder die Gruftine von Welt über sich selbst. Wie er in die „Szene“ gekommen ist (sofern er sich dort überhaupt aufhält oder eher in seinen eigenen vier (Sarg-)Wänden herumdaddelt), was er am liebsten für Mukke hört (wenn er, sie oder es überhaupt welche hört) usw.

Anhand streng chronologischer Fragen, die ich ganz dreist Anna Noctis von Schillernde Nacht geguttenbergt habe, möchte ich das finstere Geheimnis um mich und meine noch viel finstere Persönlichkeit lüften. Insider werden fortan die Möglichkeit haben, in mein wahnsinnig spannendes und mythenumranktes Leben Einblick zu erhalten. Ich spare mir zumindest Druckkosten für meine äußerst anspruchsvolle und mit allem möglichen Schnickschnack (Merchandising) umgebene Autobiographie.
Day 1 – How did you come across the subculture? 
Day 2 – Share photos and experiences from your Baby Bat days. 
Day 3 – When did you come out the Goth closet? (If you didn’t then simply discuss the topic)
Day 4 – Name a stereotype or cliche you can relate to.
Day 5 – Is there a local Goth band or group in your area?
Day 6 – Hand write your favourite lyric and take a picture.
Day 7 – Ten of your favourite goth bands.
Day 8 – What’s your worst and best experience with non-Goths?
Day 9 – What genre of music do you dislike?
Day 10 – What do you hate and love about the subculture?
Day 11 – Is Goth a lifestyle for you?
Day 12 – What’s your gothic inspiration?
Day 13 – What was your first band t-shirt?
Day 14 – What was your best and worst DIY disaster.
Day 15 – Your favourite or most expensive item in your wardrobe.
Day 16 – What’s the most casual you’ve ever dressed?
Day 17 – Your favourite Goth brand.
Day 18 – Worst hair experience.
Day 19 – Share beauty advise and take a photo of your make up.
Day 20 – If you could dye your hair any colour what would it be?
Day 21 – What body mod do you have or have you considered?
Day 22 – If you could attend any Goth event what would it be?
Day 23 – Your favourite artist or photographer.
Day 24 – Name the best websites for Goths.
Day 25 – Did you ever consider leaving the subculture?
Day 26 – Show a photo for every year (or month if you’re new) that you’ve being into Goth.
Day 27 – The worst thing you ever did to a newbie.
Day 28 – Do you consider yourself an eldergoth?
Day 29 – What do you think will happen to Goth in the future?
Day 30 – Make a list of blogs you regularly read and link to them.

Dann fangen wir doch gleich mal an 🙂

„Wie bist du in die Subkultur gekommen?“

Tja, das ist diese Standard-Frage, auf die man nie so genau eine genaue Antwort geben kann. Man könnte sich weitere Fragen überlegen, wie jetzt „Subkultur“ zu verstehen ist etc.

Wenn wir rein von der „Szene“ und von der allgemeinen schwarzen Szene sprechen, dann muss das irgendwann 2008, 2009 gewesen sein. Ich weiß, das ist für einen Greis meines Alters eher ein Sandkorn im Zeitglas oder ein Millimeter auf der Zeitleiste seit Erschaffung der Welt bis heute, oder so.

Aber eigentlich habe ich schon viel früher als Einzelgänger rumgegruftelt, wenn man das sagen kann. Mit zarten elf Jahren baute sich der kleine Ian einen Sarg aus Karton, weil er Lumpi, den älteren Bruder von Rüdiger von Schlotterstein so cool fand. Vampire, geil, sowas rockt. Lange vor Bergdoktor-Glitzer-Elfen, die sich im Wald verstecken. Musikalisch begann es bei mir eher gitarrenlastig. Rammstein, wie für viele andere war dies auch für mich wohl eine Art „Einstiegsdroge“ in „düstere“ Richtungen, die Mediamarkt damals in ihren schmalen Musikregalen für einen nerdigen Star Wars – Fan, mit mehr Pickeln als schulischem Engagement, hatte. Die Reise entwickelte sich weiter von Rammstein, hin zu Trällerelfen-Metal à la Nightwish oder Within Tempation, in späteren Tagen auch Epica, eben all solchen Dingen. Eines Tages sah der kleine Ian ein Plakat auf dem die „Crüxshadows“ abgebildet waren und in seinem Dorfclub spielen sollte. „Sieht interessant aus, hörste mal rein“, dachte sich der kleine Bub und beschaffte sich irgendwie das Album Intercontinental Drift und fand es auf Anhieb geil. Seltsam, denn eigentlich waren es doch sonst immer eher Gitarren, die ihm zusagten. Aber diese Art von Musik, die von so einigen Anbietern fälschlicherweise als „Dark Wave“ verkauft werden, war etwas anderes, sie war nicht wirklich finster, eher technoid, aber trotzdem erzeugte sie ein wohlig dunkles Gefühl. Und so kam es, dass der kleine Ian auf sein erstes „schwarzes“ Konzert ging. Und von da an war es um ihn geschehen. Schwarze Kleidung wurde nicht nur alle zwei Tage getragen, nein, seit diesem Tag war dies Alltagspflicht und etwas anderes wird auch in absehbarer Zeit nicht in seinen Kleiderschrank kommen. Ja, dann folgten nächtliche Tänze in dunklen Kellergewölben, wann immer es sich anbot und Besuche auf Konzerten und Festivals. Musikalisch ging es dann weg vom typischen Metal eher zu Dingen wie Samsas Traum, ASP, Sisters of Mercy, bis hin zu Post Punk wie The Cure, Siouxsie and The Banshees und Bauhaus. Aber zu den einzelnen Dingen komme ich dann später 🙂 Es ist aber auch unmöglich, sich wirklich festzulegen, denn wer einmal festgestellt hat, wie vielfältig die Musikrichtungen der schwarzen Szene sind, der braucht auch nichts anderes mehr. Ich zumindest habe dort musikalisch und künstlerisch eine „Heimat“ gefunden – und eine ganze Menge Menschen, die verstehen, was man meint, ohne sich erklären zu müssen.

Als nächstes werde ich eine äußerst peinliche Phase meines Gruft-Daseins ansprechen: Die persönlichen Anfangstage des Ian von Nierenstein in Form von Lichtbildkunst 😛